Das Zisterzienserkloster Bad Doberan – Teil 3 – Fürstenkapelle

Die Pribislavkapelle

Wie schon erwähnt, war ich im Kloster Bad Doberan auf Spurensuche nach dem Fürsten Nicolaus I. Herr zu Werle und seinen Vorfahren.

Im Jahr 1237 schenkte Nicolaus I. zu Werle dem Kloster Doberan 50 Hufen Land im Lande Turne. Auf diesen steht heute unser Amtshaus. Die Einkommen aus dem Land flossen sicherlich auch in den Bau des Münsters.

Nachdem das alte Kloster 1179 zerstört wurde, begann der Bau eines neuen Klosters. Die noch nach romanischem Stil gebaute erste Basilika wurde 1232 geweiht. Bereits im Jahr 1270 begann wahrscheinlich der Bau des heutigen Münsters.

Da die Fürstenkapelle wegen Bauarbeiten gesperrt war, habe ich mir ein Themenheft gekauft. In diesem wird sehr ausführlich beschrieben, ob der Klostergründer Pribislaw dort beerdigt wurde oder nicht. Pribislaw ist der Urgroßvater von Nicolaus I.

Archivrat Friedrich Lisch

Großherzog Friedrich Franz II. gab dem Archivrat Friedrich Lisch am 18.12.1852 den Auftrag, die Fürstenkapelle wieder herzurichten.

Mit Erlaubnis seines Großherzoges nahm er Grabungen vor. In der Mitte der Kapelle fand er viele Gebeine links und rechts einer leeren Fläche. Lisch ließ diese Bereiche wieder füllen, um die Totenruhe nicht zu stören. Er grub weiter in gerader Linie unter dem Schlussstein des Jochgewölbes. In 1,20m Tiefe stieß er auf einen gemauerten Sarkophag, der ursprünglich einen Holzsarg enthalten hatte. Darin ein Skelett, nach Osten schauend, mit einer Fraktur am linken Schläfenbein. Lisch war sich sicher, das Grab des Pribislaw gefunden zu haben.

Soweit Seite 11 von 26 meines Themenheftes. Was sollte jetzt noch kommen?

Jetzt kommen die Stimmen, die sagen, es kann nicht Pribislaw sein, der dort liegt. Denn die romanische Kirche, die 1232 geweiht wurde, war kleiner als das später um sie herum gebaute Münster. Und damit läge das Grab des Pribislaw gar nicht in der Kirche.

Diese Geschichtsforscher sind der Meinung, in der gefundenen Grabstätte liegen die Gebeine Heinrich I., dem Pilger. Dieser wurde 1302 bestattet, als der Rohbau des Münsters fertig war. Naja, immerhin gehört er auch zur Familie. Heinrich I. ist der Neffe unseres Nicolaus.

Bad_Doberan_Grundriss

Soweit Seite 15 von 26 meines Themenheftes. Was sollte jetzt noch kommen?

Jetzt kommen die Zisterzienser ins Spiel, die das Kloster betrieben. Und dieser Orden hatte strikte Regeln, was das Beerdigen angeht.

Zuerst war es untersagt, Fremdbestattungen in Klöstern vorzunehmen. Diese Regel wurde zwischen 1134 und 1260 immer weiter aufgeweicht. War doch die Bestattung einer hochrangigen Person immer mit einer Memorialstiftung oder anderer finanzieller Unterstützung verbunden.

Borwin I. ließ seinen Vater zwischen 1219 und 1225 von Lüneburg nach Bad Doberan umbetten.

Zu diesem Zeitpunkt durfte man hochrangige Personen nur auf dem Klosterfriedhof bestatten lassen. Das wollte Borwin I. nicht. Also wurde wahrscheinlich ein Anbau als Grabkapelle errichtet, auf der Seite des Klosterfriedhofes, mit einer Pforte ins Klosterinnere.

An den Friedhof auf dieser Seite erinnert heute das um 1250 errichtet Beinhaus.

Bad_Doberan_Beinhaus
Bad_Doberan_Nebeneingang

Und Heinrich I. und Nicolaus I. liegen wahrscheinlich doch zusammen mit ihren Verwandten, den Herren von Werle und Rostock und den Fürsten von Mecklenburg beiderseits ihres Ahnen Pribislaw.

Bad_Doberan,_Münster,_Pribislav_Kapelle_Grabtafeln

Quelle

Mein Wissen verdanke ich: 

Themenheft 3 – 1. Auflage – 2011 – Münster Bad Doberan, geschrieben von Carl-Christian Schmidt: “ Die Geschichte der Fürstenkapelle im Münster zu Bad Doberan“ ; Herausgeber: Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde / Doberan Münster ; Satz und Layout: Kustos Martin Heider, Münsterverwaltung Bad Doberan

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