Die Geschichte des Amtshauses – Der Ursprung

Genau genommen beginnt die Geschichte des Amtshauses mit der Besiedelung des Gebietes. Als ich mich hier einlas, dachte ich, ein zwei Sätze würden ausreichen. Aber, umso mehr man sich in das Thema vertiefte, umso mehr interessante Einzelheiten tauchten auf.

Beginnen wir also ganz von vorn beziehungsweise soweit zurück, wie es eben möglich ist:

Die Germanen

Auf einer Europakarte aus dem Jahr 125 u.Z. stößt man auf die Sueben. Sueben war der römische Begriff für eine germanische Stammesgruppe. Dabei ist nicht sicher, ob es sich um einen einzelnen germanischen Stamm oder um einen Oberbegriff für eine Gruppe verschiedener Stämme handelt.

Wahrscheinlich stammt der Name der Dosse noch aus dieser Zeit.

Karte 125 u.Z. Besiedlung durch Germanen

Im Zuge der sogenannten  „Völkerwanderung“ im 5. Jahrhundert überquerten die Sueben den Rhein und die Pyrenäen. Sie ließen sich in den Gebieten des heutigen Portugals und der spanischen Provinz Galicien nieder, wo ihre Spur versiegt.

Die Slawen

 

Mit dem Wegzug der Germanen kamen im 7. Jahrhundert die Slawen. Von der Prignitz bis zur Uckermark siedelten in erster Linie Wilzen und später Lutizen sowie beiderseits der Dosse die Dossanen. Diese Völker vermischten sich mit den restlichen Germanen, die das Land nicht verlassen hatten.

Die Slawen haben viele Ortsnamen geprägt. Zum Beispiel „Prignitz“ oder „Zechlin“

936 u.Z. wurde unter König Otto I. die Sächsische Ostmark eingerichtet. Markgraf wurde Gero. Nach dessen Tod wurde die Ostmark aufgeteilt, darunter die Nordmark. Erster Markgraf wurde Dietrich von Haldensleben.

983 u.Z. kam es zu einem Aufstand der slawischen Stämme, zusammengeschlossen im Lutizenbund.

Ab da waren die Slawenstämme eigenständig. Das bedeutet nicht, dass sie sich nicht untereinander und in wechselnden Bündnissen mit ihren Nachbarn bekriegten.

Der Wendenkreuzzug

1147 kam es zum Wendenkreuzzug:   Irgendwie denkt man bei Kreuzzügen ja an katholische Ritter, die in den Nahen Osten zogen, um den Muslime den christlichen Glauben aufzuzwingen. Im Wendenkreuzzug waren es sächsische, dänische und polnische Fürsten. Sie wollten die Gebiete der Wenden (Slawen) zwischen Oder und Elbe christianisieren und ihre Konkurrenten vor eigenen Herrschaftsansprüchen abhalten. Dabei war es scheinbar ohne Bedeutung, dass slawischen Fürsten, wie Pribislaw-Heinrich von Brandenburg und Jaxa von Köpenick, von Geburt an getaufte Christen waren.

Die päpstliche Bulle zum Kreuzzug kam von Papst Eugen III. :

„Einige von euch jedoch (sind) begierig, an einem so heiligen Werk und Lohn teilzunehmen, und planen, gegen die Slawen und andere Heiden vorzugehen, die in Richtung Norden leben, und sie mit der Hilfe des Herrn der christlichen Religion zu unterwerfen. Wir achten auf die Ergebenheit dieser Männer und all jener, die das Kreuz nicht angenommen haben, um nach Jerusalem zu gehen, und die sich entschieden haben, gegen die Slawen vorzugehen und auf dieser Expedition im Geist der Ergebenheit zu bleiben, wie es vorgeschrieben ist, wir gewähren den gleichen Sünderlass … und die gleichen zeitlichen Privilegien wie den Kreuzrittern nach Jerusalem“

(Giles Constable, „Der zweite Kreuzzug aus Sicht der Zeitgenossen“,TraditioVol. 9 (1953), p. 255.)

So brachen im Jahr 1147 zwei Kreuzritterheere auf. Heinrich der Löwe führte sein Heer nach Dobin. Albrecht der Bär zog von Havelberg über Malchow nach Demmin. Die Slawen waren weit unterlegen und zogen sich in ihre Fluchtburgen, Wälder und Sümpfe zurück. An Ende konnte die Kirche ihre Bistümer wiederherstellen  sowie neue errichten und viele Gebiete wurden Eigentum diverser Adelsgeschlechter.

Albrecht der Bär

Am 11. Juni 1157 eroberte Albrecht der Bär endgültig die Burg Brandenburg. Er erklärte sich am 03. Oktober desselben Jahres zum Markgraf in Brandenburg.

Albrecht betrachtete die Mark nicht als Reichslehen, sondern als Besitz mit Erbanspruch. Aus der „Nordmark“ wurde die „Mark Brandenburg“. 1159 begann er, die Mark zu erweitern und planvoll zu besiedeln. So holte er Siedler aus Utrecht, dem Rheingebieten, Holländer, Seenländer und Flamen, Sachsen und Westfalen. Es kam zu einer Verschmelzung deutscher und slawischer Volksgruppen.

Albrecht der Bär war auf jeden Fall ein Sieger. Er hat sich 1898 seinen Platz in der Siegesallee von Wilhelm II. erworben. Ob er jedoch ein Befreier und Gründer oder eher ein Eroberer und gewiefter Politiker war, muss jeder selbst entscheiden. Heute ist das Denkmal in der Zitadelle Spandau zu besichtigen.

Albrecht_der_Bär

Inwieweit das Gebiet um Zechlin zu dieser Zeit besiedelt war, habe ich nicht herausfinden können. Auch, ob es nach dem Wendenkreuzzug zur Mark Brandenburg unter Albrecht gehörte oder erst einem anderen Fürsten, war nicht zu ermitteln.

J. Albrecht schreibt in seiner Chronik aus dem Jahr 1904 folgendes: „Die Vorfahren der zu dieser Zeit in der Gegend von Zechlin wohnenden unvermischten slawischen Bevölkerung hatten sich, von Albrecht den Bären besiegt, hierher geflüchtet, wo sie in den noch Jahrhunderte überdauernden Urwäldern dieser Gegend, die wegen zahlreicher Seen, Sümpfe und sonstiger Gewässer besonders unwegsam waren, Schutz suchten.“

Quellen

Wer sich weiter und intensiver mit dem Thema beschäftigen will, findet viele Quellen. Ich habe insbesondere 

https://de.wikipedia.org/wiki/Entstehung_der_Mark_Brandenburg  und 

https://de.wikipedia.org/wiki/Wendenkreuzzug und

J.Albrecht „Chronik von Flecken Zechlin und den umliegenden Ortschaften“ Zechlin 1904  benutzt.

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