Schulgeschichten / Schulerinnerungen

Von 1862 bis 1985 war das Amtshaus ein Schulgebäude.
Viele Generationen Flecken Zechliner und Kinder aus den umliegenden Orten sind hier zur Schule gegangen.
Seit wir das Amtshaus sanieren, erreichen uns immer wieder Bitten, ehemaligen Lehrern oder Schulklassen einen Einblick in das alte Haus zu gewähren. So gut es geht, kommen wir dieser Bitte nach. Und immer wieder bitten wir im Gegenzug um die Erinnerungen aus der Schulzeit. Einige wurden für uns aufgeschrieben, einige haben wir selbst notiert, aber es könnten so viele mehr sein.
Ab sofort möchten wir diese Geschichten und Erinnerungen mit euch teilen. Vielleicht kommt dann die Lust, selber etwas beizutragen. Immer her damit : Schreibt eine Mail an info@amtshaus-zechlin.de oder füllt einfach das Formular aus. Neben euren eigenen Erlebnissen sind wir auch offen für die Geschichten eurer Eltern, Großeltern, Urgroßeltern.
An dieser Stelle möchten wir gleich um Verständnis bitten. Wir werden keine Klassenfotos veröffentlichen und nur die Namen nennen, deren Einverständnis wir erhalten haben.
Viel Spaß beim Lesen:
Hier und heute muss ich mich outen. Ich bin ein großer Fan des Sandmännchens. Ist meine Enkeltochter zu Besuch, erkläre ich mich gerne bereit, mit ihr „Sandmännchen“ zu schauen, ist es doch eine schöne Erinnerung an meine Kinderzeit. Gestern, am 22. November 2024 wurde das Sandmännchen 65 Jahre alt. Dabei rede ich vom Ostsandmännchen. Die parallele westdeutsche Sendung wurde am 31. März 1989 eingestellt. „Unser Sandmännchen“ hat die Wendejahre überstanden und ist mittlerweile gesamtdeutsch.

Passend hierzu die Schulgeschichte von Heidrun ca. 1965
Ich war in der Unterstufe, als unsere Klassenlehrerin fragte, wer denn am Abend zuvor das Sandmännchen gesehen hat. Es meldeten sich fast alle Schüler, auch ich. Die Schüler, die aufgefordert wurden zu berichten, erzählten zu meiner Verwunderung, dass es mit dem Hubschrauber kam. Ich rief dann gut hörbar: „Bei mir kam es auf einer Wolke“
Gut eine Woche später kam die Lehrerin zum Hausbesuch … ab diesem Zeitpunkt durfte ich allabendlich 2 Sandmännchen sehen.

Viele viele Schuljahre – die Öfen
Immer wieder Erwähnung fanden die Öfen der Schule. Wenn ich es mir richtig notiert habe, gab es 28 davon und alle mussten beheizt werden.
Die Schüler der oberen Klassen holten die Kohlen. Morgens früh um halb 2 kam der Hausmeister in die Schule und begann die Öfen anzufeuern.
Im Winter wurde nachmittags noch einmal nachgelegt, damit die Räume nicht zu sehr auskühlten.
So schön solche kühlen Räume im Sommer auch waren, „hitzefrei“ war etwas, was die Flecken Zechliner Schüler und Lehrer nicht kannten.
Schuljahr ca. 1968
Sehr gut zum Thema Öfen passt auch eine Geschichte ,welche die Lehrer mir erzählt haben und an die sich auch Adalbert, in einem etwas anderen Kontext, erinnert.
Hauptperson dieser Geschichte ist der Lehrer für Russisch und Englisch. Er unterrichtete etwa von 1949 bis 1987 an der Schule. Während des 2. Weltkrieges war er U-Bootfahrer. Als sein U-Boot im Nordatlantik versenkt wurde, konnte er sich retten, musste aber mehrere Stunden im eiskalten Wasser ausharren.
Während Adalbert sich an einen Hexenschuss erinnert, nannten die Lehrer diese Erfahrung für ein ungewöhnliches Ritual, zusätzlicher Wärmeerzeugung.
Der Lehrer betrat die Klasse, zog unter seinem Pullover ein Stromkabel hervor und schloss es an eine Steckdose an. Er hatte sich ein Heizkissen unter der Kleidung befestigt. So führte er, im Aktionsradius etwas beschränkt, seinen Unterricht durch.
Schuljahr 1971
Es war ein wunderschöner Schultag. Die Schule war aus, die Hausaufgaben erledigt. Beate und ihre 3 Freundinnen, die sie liebevoll als ihr Kleeblatt bezeichnet, hatten Langeweile. Was macht man dann – Unfug natürlich. Und natürlich hat man es nur gut gemeint und sich nichts dabei gedacht.
Als die 4 Mädchen auf dem Weg zu „Karbes“ waren, um eine Cola zu trinken, kamen sie im Schulflur an der Büste von Wilhelm Pieck vorbei. Sie beschlossen, ihn anzukleiden. Mit Mütze und Schal sah er gut angezogen aus. Es war unheimlich witzig.
Was sie nicht wussten, ausgerechnet an diesem Tag waren Direktoren der Neuruppiner Schulen im Haus. Die fanden das wahrscheinlich nicht witzig. Auf dem Rückweg von „Karbes“ wurden die Mädchen direkt zum Direktor geführt. Er hielt ihnen eine Standpauke und schrie sie an, dass Beate es mit der Angst zu tun bekam. Insbesondere befürchtete sie Repressalien im Geschichtsunterricht. Diese blieben zum Glück aus. In einem weiteren Gespräch meinte der Direktor „Schwamm drüber“. Vielleicht hatte er es ja insgeheim doch ein wenig witzig gefunden.
Die Küche
Als wir das Amtshaus betraten, war die Küche hinter dem Anbau der Turnhalle / Essensausgabe untergebracht. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Musikraum neben der Küche. Ab und zu konnten die singenden Kinder ein Mäuschen beobachten, welches den Weg von der Essensausgabe zur Kultur fand. Ob das alle so süß fanden, sei dahingestellt.

Vorher war die Küche im Keller bzw. in einem Anbau am Keller. Damals haben die Schüler wahrscheinlich in unserem heutigen Café gegessen. Die Küchenfrauen schleppen also die schweren Essenkübel die steile Kellertreppe hinauf. Alleine das ist bewundernswert. 3 Küchenfrauen waren angestellt.
Stand Hühnerfrikassee auf dem Speiseplan freute sich die Lehrerschaft, dann gab es extra für sie eine leckere Brühe als Vorspeise.
Überhaupt hatte Lehrer zu sein, kulinarische Vorteile. In der DDR war Samstagvormittag Unterricht. Ab und zu waren die Lehrer großzügig. War bei einer Familie Schlachten angesagt, durften die Schüler schon mal zu Hause bleiben und helfen. Natürlich revanchierte sich die Familie. Am Montag bekamen die Lehrer ein Schlachte-Paket.

Ende der 60er Jahre
Heidrun erinnert sich gerne zurück an ihre Schulzeit. Viele der Erlebnisse, die sie aufgeschrieben hat, hat sie zusammen mit Ihrer Cousine erlebt, die wahrscheinlich in ihre Klasse ging. Eine davon geht so:
Die beiden hatten nach der Schule Appetit auf Süßes und überlegten, was sie naschen könnten. Irgendwann fiel ihnen ein, dass der Hustensaft, den sie bekamen, wenn sie krank waren, lecker schmeckte. So gingen sie zur Arztpraxis „Struppi“. Heidrun kannte die Sprechstundenschwester gut und sagte ihr, dass sie wegen eines Hustens Hustensaft holen solle.
Diese gab ihnen eine Flasche. Milde Medikamente bekam man schon mal von der Krankenschwester. Ihre Freude war groß und nur wenige Schritte von der Praxis entfernt, wurde sie gleich geöffnet und jeder nahm einen großen Schluck. Es schmeckte so, wie sie es kannten, schön süß. Es folge der nächste etwas kleinere und der übernächste kleine Schluck ……dann wurde ihnen übel. Die Übelkeit wurde immer stärker. Sie lehnten sich an die Hauswand, gingen in die Knie, warteten eine Weile und hofften auf eine schnelle Besserung. Ob sie ihren Schwur, nie wieder Hustensaft zu trinken eingehalten haben?
Ende der 70er oder Anfang der 80er Jahre
Auch die Lehrer waren im Amtshaus bei einer Führung. Nachdem sie etwas aufgetaut waren, sprudelten die Geschichten nur so aus ihnen heraus. Ich schaffte es nicht, alles aufzuschreiben.
In Erinnerung ist mir geblieben, dass sie gerne gefeiert haben. Dazu gehörte, neben gewissen Mengen an Alkohol, auch ein flottes Tänzchen. Einmal haben sie so ausgelassen getanzt, dass der Stundenplan von der Wand gefallen ist. Am nächsten Morgen wusste ausgerechnet der Direktor (der bei der Feier nicht anwesend war) nicht, in welcher Klasse er Unterricht hatte.

Schuljahr 1964/65
Astrid wurde wie üblich am 1. September eingeschult. 1964 war das ein Dienstag. Zusammen mit 40 anderen Kindern stand sie mit ihrer großen Schultüte vor dem Rosenbogen.
41 Kinder, auf zwei Klassen verteilt, aber mit nur einem Klassenraum. Dieses Problem wurde dadurch gelöst, dass die Kinder an einigen Tagen später zur Schule gingen. Astrid fand das prima, ausschlafen und vor der Schule noch etwas spielen, welches Kind wünscht sich das nicht. Leider hatte sie sich einmal im Tag geirrt. Überzeugt davon, erst um 11 Uhr zur Schule zu müssen, spielte sie zu Hause. Um 9:30 Uhr fragte ihre Mutter: Willst du heute nicht zur Schule? Oje, es war der falsche Tag. Als Astrid in der Schule ankam, hatte sie 2 der 3 Stunden Unterricht verpasst.
Schuljahr ca. 1960
Manno erzählte begeistert von seinem Schulleben. In der damaligen Zeit hätte man ihn wohl als Lausbuben bezeichnet.
In unseren Erinnerungen waren die Winter damals kälter mit viel Eis und Schnee und die Sommer wärmer. Auch wenn die Erinnerungen trügen, es gab sie diese Winter und Sommer. Und was gab es da Besseres, als im Winter Schlittschuh zu laufen und im Sommer baden zu gehen? Wenn man dann noch eine Schule hat, die nur wenige Meter von einem See entfernt liegt? Natürlich, da wurden die Schlittschuhe und Badehosen gut versteckt und sehnsüchtig auf die große Pause gewartet. Während die anderen Kinder auf den Schulhof gingen, ging Manno mit seinen beiden Freunden zum See. Dumm nur, wenn die Pause am Ende kürzer ist als das Vergnügen und man sich unerwartet vor dem Direktor wiederfindet.